Das ziel ist best practice
auf beiden seiten

EIN ITALIENISCHES UNTERNEHMEN WIRD IN DIE GETEC GROUP INTEGRIERT. ABER WIE BRINGT MAN DIE ZWEI KULTUREN ZUSAMMEN?

Mit der Übernahme und Integration der italienischen Antas S.p.A. in die GETEC Group steht auch eine Harmonisierung der Compliance-Systeme beider künftiger Partner an. Im Interview erklären die beiden Compliance-Beauftragten von GETEC und Antas, Sebastian Isenberg und Silvio Fava, wie sie die zwei unterschiedlichen Compliance-Kulturen zusammenführen wollen.

HERR ISENBERG, WELCHE VORTEILE ERGEBEN SICH BEIM ZUSAMMENSCHLUSS VON GETEC UND ANTAS IN BEZUG AUF DIE COMPLIANCE DER BEIDEN PARTNER? WIE SEHEN SIE DAS AUS GETEC-SICHT?

SEBASTIAN ISENBERG: Wir profitieren beide von einem Wissenstransfer. Da die Unternehmen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen stammen und damit bis zu einem gewissen Maß auch die Compliance jeweils anders strukturiert haben, können wir viel voneinander lernen. Dazu gehören unter anderem Maßnahmen, mit denen wir beide unsere Compliance-Einheiten noch effektiver gestalten, indem wir das Beste aus beiden Welten zusammenbringen. Wir legen darum gerade unsere aktuellen Compliance-Regeln nebeneinander und vergleichen: Wo sind Lücken, die wir füllen sollten, und welche Punkte sollten wir jeweils übernehmen? Das Ziel ist Best Practice auf beiden Seiten.


HERR FAVA, WELCHE PUNKTE SIND BEI DIESEM LERNPROZESS AUF ANTAS-SEITE BEDEUTSAM?

SILVIO FAVA: Wir haben eine funktionierende Compliance, aber natürlich können wir noch viel von der Compliance- Struktur bei GETEC lernen. Dazu gehört zum Beispiel die Regelung, dass jedes einzelne Mitglied des Managements jährlich eine eigene Compliance-Erklärung abgibt. Ein solches Verfahren für Führungskräfte kannten wir bislang nicht. Wir arbeiten daran, es auch bei uns zu implementieren.

HERR ISENBERG, WAS HAT SIE BESONDERS BEEINDRUCKT, ALS SIE SICH MIT DEM ITALIENISCHEN RECHT BESCHÄFTIGT HABEN?

ISENBERG: Ein sehr interessanter Punkt ist das italienische Compliance-Gesetz 231 vom 8. Juni 2001, das besondere Anforderungen an die Compliance stellt. Es gibt dem Unternehmen einen Rahmen vor, und wenn dieses sich strikt nur in diesem Rahmen bewegt, dann ist es vergleichsweise gut geschützt, falls es doch mal zu einem Vorfall kommt. Dafür sorgen unter anderem das in dem Gesetz geforderte Organisations- und Managementmodell – Modello Organizzativo e Gestionale, kurz MOG – sowie das weitgehend unabhängige Beratungs- und Aufsichtsgremium Organismo di Vigilanza, ODV. Auch wenn der rechtliche Rahmen hierzulande natürlich ein anderer ist, denken wir nun darüber nach, ob es sinnvoll ist, vergleichbare organisatorische Strukturen bei GETEC in Deutschland freiwillig ebenfalls zu implementieren.

WO SEHEN SIE BEIDE DIE GRÖSSTEN UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DEN UNTERNEHMEN IN BEZUG AUF COMPLIANCE?

ISENBERG: Zu Jahresbeginn 2021 haben wir gemeinsam mit einer Präsentation vor dem Beirat die aktuellen Fälle vorgestellt, bei denen die Compliance-Organisationen aktiv geworden waren. Und dabei zeigte sich, dass es auf der deutschen Seite eine größere Zahl an Fällen gegeben hat. Das liegt natürlich auch an dem Umstand, dass die GETEC Group größer ist und erheblich mehr Menschen beschäftigt als Antas.

FAVA: Die Compliance-Kulturen bei beiden Partnern sind unterschiedlich. Ein Grund dafür ist sicher auch die unterschiedliche Vorgeschichte in Bezug auf die Eigentümerstruktur. Antas war bis 2019 ein familiengeführtes Unternehmen. Das hatte unter anderem zur Folge, dass es bis zu meiner Ernennung in jenem Jahr noch gar keinen Compliance-Manager bei Antas gab. Um den Anforderungen von Gesetz 231 zu entsprechen, folgte das Unternehmen natürlich dem Modello Organizzativo e Gestionale und hatte einen Organismo di Vigilanza eingesetzt, also ein entsprechendes Kontrollgremium. Das heißt, wir sind jetzt schon einen großen Schritt weiter. Aber das reicht uns noch nicht.

ISENBERG: Einen ähnlichen Umbau der Eigentümerschaft hatten wir bei GETEC 2017. Wir wissen darum sehr gut, dass ein damit verbundener Kulturwandel Zeit braucht. Außerdem ist es essenziell, dass das Top-Management hinter dem Wandel steht. Und das tut es – auf beiden Seiten.

AN WELCHER STELLE IST COMPLIANCE BEI IHNEN JEWEILS AUFGEHÄNGT? ALSO AN WEN BERICHTEN SIE?

ISENBERG:
 Bei GETEC kommt Compliance eine besondere Rolle zu. Ich berichte als General Counsel direkt an den CFO und über ihn auch an den CEO. Auf der anderen Seite berichte ich als Compliance Officer ebenfalls an den CFO, dann aber auch an den Beiratsvorsitzenden. Bei relevanten Vorfällen habe ich direkten Zugang zu ihm. FAVA: In Italien berichtet der Compliance Officer an den CEO. Aber bei Fällen, in die die Unternehmensleitung von Antas involvierte wäre, würde ich direkt an den CEO der GETEC Group, Thomas Wagner, berichten.

FAVA: In Italien berichtet der Compliance Officer an den CEO.
Aber bei Fällen, in die die Unternehmensleitung von Antas involvierte wäre, würde ich direkt an den CEO der GETEC Group,
Thomas Wagner, berichten.

WO SEHEN SIE BEI DER INTEGRATION DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN?

ISENBERG: Wir stehen noch am Beginn eines Kennenlernprozesses. Aber schon jetzt lässt sich erkennen, dass die unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen in beiden Ländern eine wesentliche Herausforderung darstellen. Zumal das ein Faktor ist, auf den wir bei der Integration keinen Einfluss haben. FAVA: Wir stehen bei Antas wegen der erwähnten Vorgeschichte jetzt vor der Aufgabe, die Compliance-Kultur noch stärker zu etablieren. Dies erfordert einen längeren Prozess, den wir gerade mit Nachdruck anschieben. Die Mitglieder unseres jetzigen Managements bringen dafür ihre Erfahrung aus großen Konzernen in den Prozess mit ein.

FAVA: Wir stehen bei Antas wegen der erwähnten Vorgeschichte jetzt vor der Aufgabe, die Compliance-Kultur noch stärker zu etablieren. Dies erfordert einen längeren Prozess, den wir gerade mit Nachdruck anschieben. Die Mitglieder unseres jetzigen Managements bringen dafür ihre Erfahrung aus großen Konzernen in den Prozess mit ein.

WIE SIEHT DER WEITERE FAHRPLAN FÜR DIE INTEGRATION AUS?

ISENBERG: Beide Unternehmen haben gut funktionierende Compliance-Systeme. Ich sehe darum keinen Bedarf für Hektik. Aber wir gehen optimistisch davon aus, dass wir die Compliance bereits im dritten Quartal 2021 harmonisiert haben können.

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